Essen. Mit dem Deutschlandnetz sollen Elektroautos überall Schnellladesäulen finden. Welche Rolle Eon und Hochtief spielen und wie dicht das Netz wird.
Die beiden Essener Konzerne Hochtief und Eon bauen große Teile des neuen Deutschlandnetzes für öffentliche Schnellladesäulen. Insgesamt 2040 und damit mehr als jede vierte bundesweit geplante Station zum Laden von Elektroautos bauen die Revierkonzerne. Das wurde am Mittwoch bei der Vorstellung des Deutschlandnetzes von Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) in München bekannt.
Das Ministerium hatte den Bau von 8000 Ladepunkten an 900 Standorten ausgeschrieben. Mit ihnen soll ein Netz aus Schnellladesäulen entstehen, in dem von überall binnen zehn Minuten ein Ladepunkt erreicht werden kann. Vom Bund gefördert wird das öffentliche Netz mit 1,8 Milliarden Euro. Der Ausbau der Ladeinfrastruktur gilt als Schlüssel für die Erreichung des von Bundesregierung ausgegebenen Ziels, bis 2030 bundesweit 15 Millionen vollelektrische Autos auf die Straßen zu bringen. Knapp 100.000 öffentliche Ladepunkte gibt es bereits in Deutschland, aber sie sind sehr ungleich verteilt. Die Lücken soll das Deutschlandnetz nun schließen.
Hochtief baut 850 Schnellladepunkte im Westen und Norden
Deutschlands größter Baukonzern Hochtief erhielt den Zuschlag für zwei der insgesamt 23 vergebenen Regionallose mit insgesamt 850 Ladepunkten. Die Essener bauen sie zusammen mit dem Oldenburger Energiedienstleister EWE Go. Sie sollen die Ladesäulen planen, bauen und dann auch betreiben. Sie liegen vorwiegend in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Bremen und Hamburg sowie in Teilen von Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein.
Sie planen große Stationen in Städten mit bis zu 16 Schnellladepunkten und kleinere in ländlicheren Gebieten mit vier Stromanschlüssen für Elektroautos. Die Planungen beginnen umgehend, teilte Hochtief mit, die Säulen sollen so schnell wie möglich ans Netz gehen. Die ersten laut Bundesverkehrsministerium noch vor Jahresende.
Bundesverkehrsminister Wissing will mit dem Deutschlandnetz „einen Meilenstein setzen, der für die Nutzerinnen und Nutzer ein zuverlässig verfügbares Angebot an Schnelllademöglichkeiten in Deutschland gewährleistet“, wie er am Mittwoch in München sagte. Damit ergänze der Staat den Ausbau der Ladeinfrastruktur durch die Privatwirtschaft, etwa die großen Tankstellenbetreiber. „Einfach Schnellladen ohne Lücken auf der Ladelandkarte wird damit zur Realität“, meint Wissing.
Hochtief ist in Deutschland als Baukonzern groß geworden und bekannt, der in spanischem Besitz befindliche Konzern hat weltweit allerdings auch ein großen Namen beim Aufbau von Verkehrsinfrastruktur auf und neben den Straßen, etwa mit dem spanischen Mautbetreiber Abertis. „Als einer der weltweit führenden Betreiber von Straßennetzen verfügen wir über große Erfahrung bei der flächendeckenden Installation und Instandhaltung solcher Schnellladenetze“, betonte Hochtief-Chef Juan Santamaria zudem.
Eon baut 1200 Ladepunkte fürs Deutschlandnetz
Der Energieversorger Eon erhielt aus Wissings Ministerium den Zuschlag für den Bau und Betrieb von mehr als 1200 Schnellladepunkten an rund 140 Standorten. „Wir sind stolz, dass wir den Aufbau der Ladeinfrastruktur in Deutschland von Beginn an begleitet haben und Eon nun auch einer der größten Betreiber des Deutschlandnetzes wird“, sagte Eon-Vertriebschef Patrick Lammers. Wenn es gelinge, 15 Millionen E-Fahrzeuge bis 2030 auf die deutschen Straßen zu bringen und sie flächendeckend schnell laden zu können, ließen sich „so die Klimaziele im Verkehrssektor erreichen“, sagte er.
Eon will an seinen Stationen das Laden mit bis zu 400 kW ermöglichen. Bis 2026 sollen alle 140 Standorte stehen : „Unser Ziel ist es, Elektromobilität für alle attraktiv zu machen. Eon wolle europaweit jedes Jahr „mindestens 1000 neue Ladepunkte mit 150 kW und mehr installieren“, erklärte Arjan van der Eijk, Vertriebschef der Eon-Mobilitätsinfrastruktur-Tochter Drive. Darüber hinaus baue Eon auch weitere Ladesäulen an Einzelhandelsfilialen, Fitnessstudios, Restaurants und Hotels. „Hier lässt sich der Ladevorgang besonders gut in den Alltag der Menschen integrieren“, so van der Eijk.
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