Essen. Wenn sich unser Autor am Wochenende gönnt, morgens etwas länger im Bett zu liegen, wird er mit einer neuen Frisur belohnt. Ob es gefällt?
Geschichten aus der Familienbande: WAZ-Redakteur Gordon Wüllner-Adomako ist 2014 mit Anfang 20 Vater geworden. Seitdem erzählt der Essener in seiner Kolumne – immer mit einem Augenzwinkern – von dem chaotischen Leben mit seiner Familie.
Ohne das Buch mit dem Titel „Kater Vater – 40 Papa-Kind Spiele im Liegen“ (ja, gibt es wirklich) gelesen zu haben: Alleine die Existenz jenes Werkes bescheinigt mir, dass nichts verwerflich daran ist, den sich mittlerweile etwas länger streckenden Prozess des Aufstehens am Wochenendmorgen auszunutzen – schließlich sind meine Kinder mittlerweile so alt und selbstständig, dass sie sich auch selbst ein Brötchen schmieren könnten.
Und wenn meine Tochter (5), die doch noch etwas früher aufsteht als ihr älterer Bruder, (9) frühes Entertainment braucht, dann machen wir eben genau das: spielen im Liegen. Was in der Regel bedeutet, dass ich eine neue Frisur bekomme. „Papa, weinst du fast?“, fragte mich Melia besorgt, als sie meine verstrubbelten Haare neulich wieder kräftig durchkämmte, während ich noch schlaftrunken an der Matratze klebte. Es war nur eine Träne vom Gähnen. Außerdem geht es hier nicht um Schmerzen, im besten Fall fühlt sich die Prozedur auf dem behaarten Teil meines Hauptes an wie eine Kopfmassage. So startet man doch gut in den Tag!
Allerdings wäre das reine Kämmen schnell langweilig. Also wird schnell weiteres Werkzeug hinzugezogen – zum Beispiel Melias „Plattmachmaschine“, die ihre Fantasie aus einem harmlosen Stück Papier gemacht hat, oder ihre „Trocknermaschine“ – ebenfalls völlig harmlos, ein feuchtes Toilettenpapier. „Und da ist auch kein Aa dran, Papa!“ Dieser Salon setzt auf Reinlichkeit. Irgendwann sind aber auch die selbstausgedachten Maschinen langweilig. Und dann werden Haarspray, Gel oder Schaumfestiger interessant. „Darf ich ein bisschen davon? Nur ein bisschen?“ Jetzt wäre eigentlich der Zeitpunkt aufzustehen gewesen – das Geschmiere im Bett muss nun wirklich nicht sein. Aber auf meinen Appell, die Stylingprodukte im Schrank zu lassen, sagte Melia überraschend: „Dann hole ich jetzt meine Spritze!“ Patient sein – noch so ein perfektes Rollenspiel fürs Herumliegen. Ich bin furchtbar schwer verletzt und liege im Koma.
Weitere Folgen der "Familienbande"-Kolumne finden Sie hier:
Mehr Artikel aus dieser Rubrik gibt's hier: Wochenende